Das Denkmal und mein nächstes Projekt
Das Dirgantara Denkmal in Jakarta (siehe Bild) gilt als ein Symbol der Freiheit und des Kampfes gegen den Kolonialismus. Das Monument auf dem Betonsockel ist aus Bronze und wurde 1964-1965 errichtet. Das Ende der Bauzeit fiel zusammen mit dem Putschversuch 1965 in Indonesien. Die Figur, die nach Norden blickt (warum eigentlich?), steht an einer früher markanten Kreuzung vor dem Hauptquartier der Luftwaffe (Dirgantara = Luft- und Raumfahrt) und wo jeder Reisende, der vom internationalen Flugplatz in die Innenstadt fuhr, das Denkmal sehen musste. Die Figur wurde von Friedrich Silaban entworfen und wird dem Modernismus zugeordnet und ist ‒ wie viele andere Werke von ihm ‒ inspiriert vom sowjetischen Arbeiterrealismus dieser Zeit. Inzwischen gibt es einen neuen Airport und das Denkmal jetzt ist von Straßenüberführungen und der erhöhten S-Bahnstrecke verdeckt.
Was hat das mit meiner Geschichte zu tun?
Mein dritter historischer und biografischer Roman spielt in Indonesien, genauer in Ost Java und überspannt das Ende der holländischen Kolonialzeit (»Dutch East Indies«), dann die Zeit der japanischen Besatzung mit Hunger und Zwangsarbeit und später die Unabhängigkeit und der Kampf um die neue Freiheit, die aber auch die Ära der guten und der bösen Kommunisten war.
Der Roman erzählt die Lebensgeschichte eines »Indo« (also ein »Mischlingskind« holländischer und javanischer Eltern), der daher bei jedem politischen Szenenwechsel immer auf der falschen Seite der Geschichte zu stehen scheint. Die Figur des Protagonisten ist angelehnt an jemand, den ich persönlich kennenlernen durfte und der mir auf einer langen Reise einen Teil seiner Lebensgeschichte erzählte.
Der Hintergrund der Handlung sind geschichtliche Ereignisse, wie das Kommunistenmorden von 1948 und 1965, oder warum (ausgerechnet) die Engländer nach der Unabhängigkeit eine Schlacht bei Surabaya anzettelten. Das sind eben Themen aus den Apokryphen der Geschichte. Ich bin hier in der glücklichen Situation von dem Protagonisten ‒ persönlich ‒ eingeführt worden zu sein und habe zudem hier Zugang zu Archivmaterial, das ansonsten vielleicht nicht ausgewertet würde.
Ich bearbeite das Material absichtlich als Roman und nicht als geschichtliches Sachbuch, da ich glaube, so bestimmte Ereignisse und Aspekte besser verbinden zu können. Interviews mit Zeitzeugen sind schwierig, denn Menschen die diese wechselvolle Zeit erlebt haben, gibt es nur noch wenige und die, mit denen ich gesprochen habe, können oder wollen sich nicht mehr erinnern. Daher gehen meine nächsten Schritte in die »National Library« und andere, erstaunlich gut katalogisierte Archive des Landes.
Wie meine Titel zuvor streift dieses Buchprojekt wieder das gemeinsame Thema: »Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat« (Zitat von Voltaire).
Bis das Buch fertig und »in trockenen Tüchern« ist, werden mindestens zwei Jahre vergehen.