Cover selber machen – geht das?

Viele SPler sind vor die Frage gestellt, ob es möglich oder sinnvoll ist, das Buchcover selber zu machen oder ob es unabdinglich ist, eine grafische Fachkraft (f/m) mit dieser Aufgabe zu betrauen und – das ist der Knackpunkt – für die Dienstleistung entsprechend zu entlohnen.
Grundsätzlich, ja es geht, aber wer sich an einem Cover-Entwurf versuchen will sollte unbedingt die elementaren Grundlagen kennen, wissen was der Unterschied zwischen Raster und Vektor ist, was dpi und Gamut oder RGB bedeuten. Zweitens sollte man sich bewusst sein, dass Buchcover Teil einer komplexen Bildersprache sind, die einerseits auf lange Tradition zurückgreift, aber andererseits sich stetig ändert und Moden und Trends unterworfen ist. Hier treffen sich hohe Kunst und solides Handwerk. Vorkenntnisse sind absolut notwendig und ein trotziges »ich lass‹ das jetzt einfach so!«, führt eindeutig in die falsche Richtung.

Wo fängt man an?
Die Vorlage bekommt man beim SP-Publisher (Amazon, BoD, usw.) wenn man sein Buchprojekt beginnt und Seitenzahl, Papierformat und Papiersorte gewählt hat. Darin sind alle Maße angezeigt; Beschnitt, die Breite des Buchrückens und auch die Stelle, auf die später die ISBN-Nummer und der Strichkode kommen sollen. Diese Vorlage (meist im PDF oder SVG Format angeboten) fügt man sinnvollerweise in das unterste Layer seines Grafikprogrammes ein. Damit hat man jetzt die Begrenzung und die Aus-Linien des Fußballfeldes, in dem nachher das grafische Spiel stattfinden soll.


Software
Grafikprogramme gibt es fast wie Sand am Meer – nur das bekannteste aller Bilderprogramme, MS-PowerPoint, ist für diesen Zweck technisch völlig ungeeignet. Basta! Um einige Programme zu nennen: In der Mittelklasse spielen Xara Designer, Affinity, Gravit Designer, Sketch und ein halbes Dutzend mehr (googeln!). Allen diesen Programmen ist gemeinsam, dass sie sich zum Coverdesign eignen und etwas Geld (zwei- bis untere dreistellige Eurobeträge) kosten. Canva, ein online-Dienst kommt als umsonst-Version mit Vorlagen und als Abonnement. In der Oberklasse, technisch und preislich, dominieren Adobe Illustrator (AI) und Corel Draw.
In der gut-und-umsonst Kategorie spielen Scribus (gut, aber etwas fummelig), Inkscape (das Schweizer Messer in dieser Klasse), Gimp (eher mehr Foto-orientiert), Krita, SketchBook (von AutoDesk) und SK. Ja, sogar das LibreOffice Grafikmodul »Draw« kann mit kleinen Einschränkungen zum Coverdesign gebraucht werden. – Nein, hier gibt es keine Empfehlung; selber ausprobieren oder Weisheiten bei Google und YouTube aufklauben!

Inhalt
Ein Buchcover besteht aus Text (immer!) und Bildern (fast immer) und mehr oder weniger komplexen grafischen Elementen. Der Text ist im allereinfachsten Fall der Titel und die Angabe des Autors. Dazu, meist auf der Rückseite des Buches, der berüchtigte Klappentext (vor dem sich viele Autoren so fürchten) und vielleicht auch eine Kurzvita. Die Gestaltung des Textes, die Typografie, ist ein wesentliches und fundamentales Element der grafischen Formensprache. Hier gibt es Regeln, was »man« wie macht, um diese oder jene Aussage zu erreichen. Einige Schriftarten (»fonts«) sind schon auf dem Computer, andere kann man im Netz umsonst herunterladen oder kaufen. Hier ist es wichtig, zu wissen, dass Schriftarten urheberrechtlich geschützt sein können. Manche werden zu freien Verwendung angeboten (zB unter Creative Commons License) oder dürfen nur unter gewissen Umständen verwendet werden. Z.B. die Wald- und Wiesenfonts von Microsoft dürfen kommerziell verwendet werden, aber nicht im digitalen Format mitvertrieben werden (Einzelheiten bitte bei MS nachlesen!).
Bilder: Auch hier gilt fast immer ein Urheberrecht irgendeiner Art und was man so im Internet zusammenklauben könnte, ist absolut nicht Cover-fähig. Man will ja nicht wegen eines Bildchens die Abmahnanwälte auf der Matte stehen haben.
Das bedeutet also, wenn irgend möglich, eigenes Material verwenden oder Material (Fotos, Grafik) kaufen. Auch hier wird oft Material verkauft, bei dem der Verkäufer (z.B. der Fotograf eines Gebäudes) nicht unbedingt Eigentümer der Rechte ist. Also Vorsicht.
Der Weg aus dem Dilemma sind Stock-Agenturen wie z.B. Shutterstock, AdobeStock, iStock, u.v.m., bei denen man Bilder und Grafiken mit allen Rechte erwerben kann. Klar, das kostet etwas Geld (maximal ein paar 10er Euro) aber dafür bekommt man technisch erstklassiges Material und hat auch noch ein ruhiges Gewissen.

Fast jedes Problem, das sich dem SPler in den Weg stellt, ist schon einmal woanders aufgetreten und meist auch gelöst worden.

Mein Tip:
Fast jedes Problem, ist sicher schon einmal woanders aufgetreten und meist auch gelöst worden. Bevor man also im stillen Kämmerchen Tage und Nächte auf der Suche nach einer Lösung verdaddelt und versucht, das Rad und Rädchen erneut zu erfinden, ist es besser erst mal nachzusehen (also wieder Google und Konsorten), was es schon im Netz gibt. Da sind es erstaunlich viele Vorlagen, Bilder Entwürfe zu finden, die zumindest neue Wege aufzeigen. Besonders bei den Templates der Stock-Agenturen habe ich wunderschöne, sehr zeitgemäße Designs gesehen, die nur wenig kosten, gut aussehen und völlig legal verwendet werden können. Das wäre mein Anfangspunkt bei jedem Coverdesignprojekt.

Nachbetrachtung
Ich wollte hier nur aufzeigen, welche Probleme (ganz allgemein) beim Selbermachen eines Buchcovers auftreten können, damit der suchende SP-Autor selbst eine informierte Entscheidung treffen kann. Manches will man ja erst einmal selbst ausprobieren, um zu erfahren was dahinter steckt. Vielleicht ist das wie beim Brotbacken: Man will es halt mal ausprobieren, Sauerteig, Temperaturen, nur um selbst zu erfahren, wie das geht und merkt bald, dass das Bäckerhandwerk doch bessere Brote und Baguettes bäckt. Oft merkt man dabei, dass bestimmte Arbeiten beim Fachmann doch besser aufgehoben sind.