Nützliche Software und Webseiten, die beim Schreiben helfen

Textverarbeitung
Schreiben kann man mit vielen Werkzeugen, auf Papier oder digital. In der Tat bestehen viele Autoren darauf, dass der Schreibfluss auf Papier besser sei, hier flössen die Ideen in lebhafter Folge. Lassen wir das dahingestellt. In diesem Artikel geht es um digitale Werkzeuge und Hilfsmittel für Autoren und andere Menschen, die Texte produzieren.
Das meistgebrauchte Schreibprogramm auf der ganzen Welt ist vermutlich Word von Microsoft, nicht weil es besonders gut ist sondern weil es auf fast jedem Windows-Computer vorinstalliert ist und die meisten Leute meinen es sei umsonst. Sie, oder ihre Firma, haben den Preis aber schon mit der Installation des Office Paketes bezahlt oder bezahlen immer noch, wenn sie die Abonnementversion gewählt haben (etwa € 50.- pro Jahr, im September 2020). Daneben werden andere fast gleichwertige Textverarbeitungsprogramme angeboten: LibreOffice (Open Source und umsonst); das gute alte WordPerfect, das sich erstaunlich gemausert hat und Pages in der Welt der Mac User. Wobei anzumerken ist, dass es auch eine Mac-Version von LibreOffice gibt. Es ist wichtig zu wissen, dass die Dateiformate von Word (.docx) und LibreOffice (.odt) – fast – kompatibel sind. Fast, weil gelegentlich bestimmte Formatierungen (z.B. Kopf- und Fußleiste, Bildunterschriften) nicht perfekt umgesetzt werden.
Der Geheimtipp in der Gruppe der Textprogramme ist GoogleDocs, ein Schreibprogramm, das im Chrome Browser läuft (also gar nicht installiert werden muss) und die Daten in Googles Drive in der Wolke (»cloud«) ablegt, auch umsonst, so lange das Datenvolumen von 10 oder 15 Gb nicht überschritten wird. GoogleDocs erkennt die Sprache, in der der Text eingeben wird, korrigiert Fehler und speichert Änderungen alle paar Sekunden; der Befehl »speichern«ist nicht notwendig, ja existiert hier gar nicht. GoogleDocs kann MS-Word (.docx) und LibreOffice (.odt) Dateiformate lesen und ausgeben, man ist also nicht an das System gebunden und darin eingemauert. Und umsonst ist es auch noch. – Wo ist der Haken? Nun, GoogleDocs kann nicht alle Tricks (mehr darüber im nächsten Absatz unter »Features«), die die »großen« Programme beherrschen, Formatierungen sind einfacher, gewisse Listen- und Bildverarbeitung ist sehr einfach oder fehlt ganz. Na und? Eben, wenn man nicht gerade an der Gliederung einer komplizierten Doktorarbeit arbeitet, sondern einfach ein paar Seite Text eingeben, will, dann ist GoogleDocs sehr nützlich. Auch deswegen, da man auch mit Tablett oder Handy darauf zugreifen kann (wie gesagt, da braucht nichts installiert werden) und die Dateien – wenn gewünscht – mit anderen Leuten teilen oder gemeinsam bearbeiten kann.

Features. – Was darf man von einem Textprogramm erwarten?
Textprogramme sind seit vielen Jahren ausgereift und die Liste der neuen Tricks (»features«) wächst nur noch ganz langsam. Fast alle können:
- Fußnoten, Querverweise (Sprungmarken), Listen (Schlagwortverzeichnisse, Liste der Abbildungen), Hyperlinks.
- Einfügen von Listen (z.b aus einem Tabellenprogramm) in den Text, z. B. für Serienbriefe (»mail merge«). Ja ja, ein Autor schreibt ja nicht nur seitenweise coole Romane, sondern auch Rechnungen und Serienbriefe an Verlage und derlei mehr.
- Stil – Einstellungen, die ganze Abschnitte nach einer vorgegebenen Konfiguration formatieren.
- Einfügen von Bildobjekten. Hier wird es kritisch: Fast alle Textprogramme können auch Bilder und Zeichnungen – irgendwie – im Text integrieren, haben aber Schwierigkeiten, wenn ein Bild – zum Beispiel – leicht rotiert dargestellt werden soll oder der Text schön um eine unregelmäßig geformte Box herumfließen soll. Hier wird die Luft dünn für viele Textprogramme. Für reich bebilderte Dokumente (z.B. ein Kochbuch) verwendet man besser ein Layout-Programm (mehr darüber weiter unten).
- Übersicht behalten. Eine Gliederung (engl.: outline), meist in der Form einer Seitenleiste, die die Hierarchie der Überschriften darstellt und mittels derer man Kapitel einfach verschieben kann. Manche Programme erlauben die Verschlagwortung (eng.: tags) der Kapitel. Hier schneiden die traditionellen Textverarbeitungsprogramme nur mittelmäßig ab.
- Macros, kleine Helferprogramme, die häufig gebrauchte Tastenfolgen (oder Mausklicks) zusammenfassen.
- Automatische Textkorrektur, die nach Sprache eingestellt werden kann und viel vereinfacht. Zum Beispiel Umlaute oder französische Diakritika, für die Leute, die deutsche Texte auf einer englischen Tastatur tippen müssen oder Übersetzer die in mehreren Sprachen schreiben. Hilfreich ist auch das selbsttätige Ersetzten von Anführungszeichen („“) mit Guillemets (» «) und noch viel mehr. Das sollte jedes Programm leisten.
Autorenprogramme
Diese Softwarekategorie umfasst Systeme, die das Schreiben (als ein Vorgang der Texterzeugung) mit Hilfsmitteln wie Notizen, Links, Datenbanken, Ideen und allem anderen möglichen Zeug verknüpfen. Der Übergang vom Autorenprogramm zum reinen Textverarbeitungsprogrammen ist hier fließend. Was ist beim Schreiben wichtig? Welche Hilfsmittel braucht ein Autor oder eine Autorin?
- Der Text muss grammatikalisch und orthografisch richtig sein.
- Die richtige Wortwahl, treffende Wörter finden, Synonyme und Wortwiederholungen und leere Füllwörter (»auch«, »immer«, etc.) vermeiden.
- Übersicht behalten. Was ist fertig und woran muss noch gearbeitet werden? Stimmt die Reihenfolge der Kapitel? Kann ich Fähnchen einfügen, für Ideen, die noch nicht fertig ausgeführt sind.
Braucht man das wirklich? – Es kommt drauf an. Verfasser von Fiktion und Romanen haben ganz andere Bedürfnisse als Autoren von Sachbüchern oder der Doktorand der seine Dissertation verfasst. Dass es auch anders geht, wird weiter unten im Text besprochen.
Das wäre zunächst einmal Papyrus, praktisch der Standard für deutschsprachige Belletristik und z.T auch für Sachliteratur. Der Preis für das Paket liegt bei € 179.- (Version 10, September 2020). Der direkte Konkurrent ist Patchwork (€ 134.- September 2020). Beide Programme verbindet, dass sie ein Duden-Modul haben, das Fehler in Stil, Grammatik, Interpunktion und Orthografie hervorhebt und z.T. auch gleich korrigiert. Beide Anbieter gestatten, eine Testversion herunterzuladen, um sie auszuprobieren, was nur empfohlen werden kann, da jeder Autor seine eigenen Erwartungen und Bedürfnisse hat.
Man kann zu diesem »automatischen Zeug« stehen wie man will, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass solche Programme Zeit sparen; Zeit, die besser in Schreiben, Plotten und Recherche besser investiert ist. Ja noch weiter, diese Autorenprogramme bieten formatierte Ausgabe an, Normseiten auf einen Mausklick, hübsch formatierte PDFs (mit Titelei und Kopfleiste), ja sogar die üblichen Buchformate von Publishern (z.B. Amazon, BoD, etc.) und elektronischem Buchwerk wie eBook, EPUB (was ist eigentlich der Unterschied zwischen den beiden?).
Weiter in der Liste der Autorenprogramme. Da wäre Scrivener, ein kostengünstiges Bezahlprogramm (US$ 49.-), das Quellen und Links sehr schön verwaltet, aber leider – ach wie schade! – keinen Duden-Korrektor hat. Oder oStorybook, gratis, und mit kompletter Verwaltung von Figuren, Schauplätzen und Props – aber nur in Englisch. Oder Bibisco, das Plotten, Kapitel, Erzählstränge und andere Komponenten mehr in den Vordergrund stellt als ein poliertes Textformat; es konzentriert sich also mehr auf die Handlung als auf ein Buchformat. Bei einer angebotenen bezahl-soviel-du-willst-Version kann man eigentlich nichts falsch machen. Noch eins: Dramaqueen, verfügbar in verschiedenen Versionen von gratis bis zur Vollversion Pro (€ 297.- im September 2020). Dieses Programm ist zum Schreiben von Folgen, (TV-)Serien und komplexerem Material gedacht, bei dem es auf Strukturmodelle (Akte, Sequenzen), Erzählbögen (mit Ansicht mit Visualisierung der Storylines), Wende- und Höhepunkte und verschiedene Handlungsstränge ankommt. Ein Werkzeug für Spezialisten, aber dort sein Geld wert.
Am oberen Ende der Liste, hätte eigentlich Adobes Story, ein »Screenwriting« Programm gestanden. Allerdings wird Story seit 2019 nicht mehr angeboten. Schade. Solche Drehbuch-Programme dokumentieren neben dem gesprochenen Text und der Handlung alles, alle handelnden Personen, Drehorte, Requisiten, und geben Listen aus, wer wann wo und mit welchen Props auf dem Set zu erscheinen hat. Als Alternative werden Studiobinder und Celtix angeboten. Derlei Software ist sicher eine viel zu große Kanone für die Spatzen, die ein einzelner Autor im Laufe seiner Roman-, Buch-, Novellen-, Textproduktion brauchen wird, aber ein interessanter Einblick in die Arbeit der Drehbuchschreiber und deren Kollegen.
Ein Wort der Warnung: Jeder Autor sollte sich sehr gut vergewissern, wo und wie die verwendete Software Daten speichert. – Warum? Erstens sollte man wissen wo die Texte sind, in die man so viel Zeit und Hirnschmalz investiert hat, um regelmäßig Sicherungskopien davon zu machen (Es gilt: »Kein back-up, kein Mitleid!«). Zweitens sollte man wissen, in welcher Form, mit welchem Dateiformat – wie genau – sind die Daten abgelegt? Warum? Um dann, wenn alle Stricke reißen, wenn es das Originalprogramm vielleicht nicht mehr verfügbar ist, die Daten, die wertvolle Arbeit vieler Monate, eventuell noch retten zu können.
Datenbanken, Notizen, Materialsammlung
Welche Daten braucht man um seine Schreibarbeit zu unterstützen?
- Personen (Steckbrief): Wer sind sie? Wie sehen sie aus? Was sind ihre Eigenheiten?
- Orte, wo, wie? Wie sieht es dort aus? Bilder?
- Regeln (»kann der fiktive Drachen singen / Feuer speien …«),
- Gegenstände (Props, Requisiten, Masken, Garderobe, etc.)
- Quellen, Hinweise auf Literatur, Hyperlinks, etc. Das ist die Grundlage jeder wissenschaftlichen Schreibe, um nicht des Plagiats bezichtigt zu werden, aber auch für den Romanautor von Bedeutung.
In der analogen Papierwelt benutzt(e) man ein Notizbuch oder Karteikarten, dereinst von dem Botaniker Carl von Linné erfunden und heutzutage nur noch schwer im Handel zu beschaffen. Heute ist einfachste Form der Datenbank ist ein schlichtes Textprogramm, das man nach Überschriften und Textstellen durchsuchen kann oder eine Linksammlung (auch online). Man kann seine begleitenden Notizen auch in PowerPoint (mit Bildern) oder den Präsentationsprogrammen anderer Anbieter wie zum Beispiel Slides (Google) Impress (im LibreOffice Paket enthalten) festhalten oder in Google Keep (schon wieder Google!), einem anderen nützlichen Merkprogramm, das auch Bilder und Sprachnotizen aufnimmt.
Aber es geht auch besser, leichter, schneller und einfacher: Hier sind Evernote und Microsoft Onenote sowohl die Bekanntesten als auch die Besten. Beide Programme sind dazu gemacht, Material mit kopieren&einfügen aufzunehmen, egal was: Text, Bilder, auch Video- und sogar Soundclips. Beide Marktführer bieten ein abgespeckte Umsonst-Versionen und eine Bezahl-Vollversion, die riesige Datenmengen aufnehmen und organisieren. Beide Programme speichern Daten in der »cloud« des Internets mit reichlich Speicherplatz und synchronisieren sie mit anderen Geräten, dem Tablet, Smartphone oder dem Laptop unterwegs und – wenn gewünscht – mit den Geräten anderer Mitarbeiter. Damit sind diese Tools äußerst nützlich für Personen, die viel unterwegs arbeiten, Journalisten, Studenten, Pendler, Bahnfahrer und Außendienstler.
Zotero ist eine Datenbank, die nur Literaturquellen und Hinweise verwaltet, das aber vorbildlich tut. Zotero ist das absolute »Muss« für jeden, der wissenschaftliche Arbeiten schreibt; von der Magisterarbeit bis zum kiloschweren Fachbuch. Wer ohne dieses (oder ein vergleichbares) Programm arbeitet, verschwendet seine Zeit. Exzerpieren, Verschlagworten und das – zeitaufwendige – Formatieren der Literaturliste nach Vorgabe der jeweiligen Uni werden damit zum Kinderspiel. Richtig angewendet, erspart das Programm Wochen sinnloser Korrekturarbeit. In der Welt der Mac-Anwender nimmt EndNote diese Stellung ein, kostet aber satte € 230.- (September 2020) für die Einzelplatzversion. Weitere Alternativen in der Referenzverwaltung sind JabRef (gratis), Mendeley (auch umsonst) und TheBrain, wobei wir hier inzwischen auf dem Terrain der allgemeinen Merk- und Notizprogramme sind. Hier sind Angebote wie Zettelkasten (ein archaisches System, das sich an der Darstellung von Karteikarten orientiert), Outwyker (Notizen mit strukturierter Gliederung, »outline«), Cinta Notes oder CherryTree. Alle diese Programme sind zur Verwaltung von Bildmaterial meist unzureichend geeignet.
Hilfreiche Webseiten – online, aber selten umsonst
Der Platzhirsch der deutschen Grammatik und Orthografie ist der Duden (»Sprache sagt alles«). Das Nachschlagwerk ist so populär, dass sich der Irrglaube festgesetzt hat, dieses Werk sei das Ergebnis irgendwelcher Kultusminister und anderer Sprachbewahrer. Vielmehr war das Lexikon erstmals am 7. Juli 1880 von Konrad Duden als Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache veröffentlicht worden und hat sich mittlerweile als de facto Standard der deutschen Sprache etabliert. In unserer modernen digitalen Welt kann das Standardwerk, als Hilfsprogramm oder als App gekauft oder als Rechtschreibprüfung im Netz abonniert werden. Hier ist die Webseite der Duden GmbH (Bibliographisches Institut GmbH, 2020). Das Duden Korrekturmodul kann bei Papyrus, und Patchwork mitgekauft werden und bereichert diese Programme außerordentlich. Daneben gibt es auch eine Version, die unter Windows Word arbeitet. Nein, leider gibt es dieses nützliche Hilfsprogramm noch nicht für LibreOffice. Letzteres hat aber – zusätzlich zum mitgelieferten Hilfsprogramm noch ein weiteres Rechtschreibprogramm, den German Spell-Checker.
Natürlich ist Sprache nicht das Eigentum einer Firma und so kommt es, dass andere Dienstleister Sprachwerkzeuge und Hilfsprogramme anbieten. Vieles, was früher fest im Computer installiert war, kann jetzt online erledigt werden. Wenig überraschend, man kann seine Texte abschnittsweise in einen Browser kopieren und dort korrigieren und analysieren lassen. Geht alles. Andererseits helfen die anfangs beschriebenen Autorenprogramme, diese Arbeit zu vereinfachen. Korrekturen.de bietet einen nützlichen Online-Dienst an, der dem Duden nahekommt. Rechtschreibpruefung24, Spellboy, Plagiarisma, Voyant-Tools und Online-Spellcheck bieten auch solche online-Dienste, andere Hilfe bei der Silbentrennung an.
Wer einen besseren Begriff, ein Synonym sucht und dem das mehrsprachige Synonymwörterbuch in LibreOffice nicht ausführlich genug ist, der wird bei Woxicon oder OpenThesaurus fündig werden. Eine tiefergehende Textanalyse wird im Schreiblabor angeboten. Hier liefert die Textanalyse ebenfalls einen Lesbarkeitsindex; Antworten auf die Frage: »Ist mein Text zu komplex?« »Passt mein Schreibstil zu meinem Genre?« Gute Textanalyse zeigt die Verwendung von leeren Füllwörtern und Wortwiederholungen im selben Textabsatz auf und rät zur Verbesserung.
Ein unglaublich hilfreiches Zusatzprogramm ist LanguageTool. Hier wird Hilfe in Rechtschreibung. Stil und Grammatik angeboten und das nicht nur auf Deutsch, sondern in vielen anderen Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, u.v.m.). In der einfachsten Version kopiert man seinen Text in ein Browser-Fenster und lässt es korrigieren. LanguageTool kann sowohl online als auch als Hilfsprogramm unter LibreOffice, Word und sogar GoogleDocs als add-on integriert werden und kostet dabei fast nichts. Sehr empfehlenswert!
Jenseits von Korrektur und Stil entfaltet sich das weite Arbeitsgebiet der Textanalyse, in der Wissenschaft der Linguistik Korpusanalyse genannt. Hier werden Texte dahingehend untersucht, welche Wörter und Begriffe zusammen vorkommen und wie oft, in welcher Beziehung sie zueinander stehen und viel mehr – wie gesagt, ein weites Feld. Was hat ein Romanautor damit zu tun? Nun, manchmal ist es erhellend nachzuschlagen, welche Begriffe oft zusammen vorkommen und welche Assoziation daran geknüpft sind. Eine Webseite zum Einstieg ist der Wortschatz der Uni Leipzig. Ausprobieren, es kann nützlich sein. Mehr Werkzeuge aus dieser Kiste sind der WordTabulator oder AntPConc. Wen dieser Bereich der Wissenschaft im Schnittbereich zwischen Datenverarbeitung und Sprache mehr interessiert, kann mal hier oder da reinschauen.
Plotten – die Handlung und wie alles zusammengehört
Plotten, in diesem Sinne (und im Gegensatz zu Grafik), bedeutet den Verlauf einer Geschichte zu skizzieren, Personen, Handlung, Orte und Eigenschaften in Verbindung zu setzten und zeitlich einzuordnen. Im allereinfachsten Fall, notiert man die handelnden Figuren auf einem großen Blatt Papier, Plakatgröße und verbindet sie. Was haben sie miteinander zu tun? Hass, Liebe, Streit? Das kann man zu den Verbindungslinien dazuschreiben. Man kann auch gelbe Sticker auf eine Korkwand (oder den Schrank) kleben und mit bunten Fäden verbinden – es gibt viele Möglichkeiten.
Einfach und ohne weitere Kosten lässt sich das mit dem Zeichenprogramm Draw (im LibreOffice Paket) bewerkstelligen. Dort kann man ein Flussdiagramm (also einen Programmablaufplan, wie bei den Computerleuten) entwerfen, beschriften und verbinden. Das Draw Programm erlaubt sogar Hyperlinks zu einer Webseite oder zu anderen Dokumenten einzufügen. Im Prinzip ist hier nur Fantasie die Beschränkung. Fast das Gleiche lässt sich auch mit anderen Flussdiagramm-Programmen erreichen, Dia wäre ein Beispiel, Diagram-Designer ein anderes, beide allerdings ohne Hyperlinks. Wer gerne etwas mehr Firlefanz mag, kann versuchen, seine Plots mit X-Mind, Freeplane oder FreeMind darzustellen. Solche Flussdiagramme kann man auch mit Microsofts Visio erstellen, das kostet dann aber wieder gutes Geld. Wer sich mit der Komplexität der Darstellung von Bezugsverhältnissen vertraut machen will, der könnte den Social Network Analyzer ausprobieren. Solche Software ist vielleicht eine Nummer zu groß für die Zwecke, die hier besprochen werden, andererseits aber nützlich, um zu wissen, welche Werkzeuge verfügbar sind und welche hübschen Sachen, man damit anstellen kann.
Zeit und Zeitstrahl
Eine andere, oft wichtige, Form der Darstellung ist der Zeitstrahl, eine Grafik. die illustriert, wann und mit welchen Zeitabständen die beschriebene Handlung stattfindet. Dabei ist wichtig zu wissen, wie die einzelnen Handlungsabschnitte zeitlich zueinander stehen, wie die Handlung »getaktet« ist: Jahrzehnte, Tage, Minuten? Ein gutes Programm kann kleine und große Zeitintervalle verarbeiten. In der Geschäftswelt verwendet man dazu Gantt-Charts und Software, die dazu gemacht wurde, um den Verlauf und Fortschritt von komplexen Projekten zu dokumentieren (zum Beispiel mit MS-Project). Es ist erstaunlich, wie nahe die Verwaltung eines Projektes und die zeitliche Beschreibung einer Romanhandlung zueinander stehen. Trotzdem, solche Projektmanagementprogramme sind einfach viel zu groß und zu teuer für diesen Zweck. Gratisprogramme wie GanttProject oder ProjectLibre können da aushelfen. Das einfachste Werkzeug aus dieser Kiste ist Timeline, schlicht, aber durchaus nützlich. Im primitivsten Fall könnte man ja die Abfolge der Handlung in ein Tabellenprogramm eintippen und die Einträge zeitlich sortieren (und u.U. sogar grafisch darstellen). Ja, auch das geht.
Man sieht also, es kommt nicht unbedingt auf die Software an, sondern auf die Fantasie!
Nachbemerkung: Welches Programm ist das Beste? – Das weiß nicht, denn jeder (und jede), der schreibt und Text produziert, hat andere Anforderungen und eine andere Arbeitsweise. Mein Rat ist daher möglichst viel auszuprobieren; die vielen angebotenen Test- und Gratisversionen laden dazu ein. Es ist immer besser, ein paar Tage mit dem Durchsichten von Software zu verbringen, als monatelang mit unzureichenden Werkzeugen herumzuwerkeln und dabei wertvolle Zeit zu vertüteln.
Hinten raus – Typografie, Umbruch, Konvertierung zu druckreifem PDF oder fertigem eBuch – das kommt im nächsten Blog.
Disclaimer: Dieses Blog und alle beschriebenen Programme stellen keine Empfehlung dar, sondern zeigen nur nur einige Möglichkeiten und Arbeitsweisen auf. Die Liste der Programme und Softwarepakete ist nicht vollständig und eine Auslassung bedeutet keine nicht-Empfehlung.